Was sind Herstellungskosten?
Der Begriff Herstellungskosten bezeichnet die Kosten, die bei der Produktion oder Erstellung eines Vermögensgegenstands anfallen. Diese können sowohl in Unternehmen als auch im privaten Bereich von Bedeutung sein, beispielsweise bei der Herstellung von Gebäuden, Maschinen oder Produkten.
Die Herstellungskosten setzen sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen, die im Handelsgesetzbuch (HGB) sowie im Steuerrecht genau definiert sind. Besonders in der Bilanzierung und der Steuerplanung spielen sie eine zentrale Rolle, da sie die Grundlage für die Bewertung von Anlagevermögen und Vorräten bilden.
Warum sind Herstellungskosten wichtig?
Die Herstellungskosten sind aus mehreren Gründen von großer Bedeutung:
- Bilanzierung: Unternehmen müssen die Herstellungskosten in ihrer Bilanz erfassen, um den Wert des Anlagevermögens korrekt auszuweisen.
- Steuerliche Abschreibung: Die Höhe der Herstellungskosten beeinflusst die Abschreibung und damit die steuerliche Belastung eines Unternehmens.
- Kostenkalkulation: Unternehmen nutzen die Herstellungskosten zur Preisgestaltung ihrer Produkte und Dienstleistungen.
- Fördermittel & Zuschüsse: Staatliche Subventionen und Förderungen richten sich oft nach den Herstellungskosten eines Projekts.
Welche Bestandteile gehören zu den Herstellungskosten?
Die Herstellungskosten bestehen aus mehreren Elementen, die in der Bilanzierung und im Steuerrecht unterschiedlich behandelt werden können. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Pflichtbestandteilen und wahlweise aktivierbaren Bestandteilen.
1. Pflichtbestandteile der Herstellungskosten
Laut § 255 Abs. 2 HGB gehören zu den Herstellungskosten:
- Materialkosten: Alle Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, die direkt mit der Herstellung des Produkts oder der Anlage in Verbindung stehen.
- Fertigungskosten: Dazu zählen Löhne und Gehälter der Mitarbeiter, die direkt an der Produktion beteiligt sind.
- Sondereinzelkosten der Fertigung: Spezifische Kosten, die nur für ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Anlage anfallen (z. B. spezielle Werkzeuge oder Prototypen).
2. Wahlweise aktivierbare Bestandteile
Zusätzlich zu den Pflichtbestandteilen gibt es Kosten, die ein Unternehmen freiwillig in die Herstellungskosten einbeziehen kann:
- Allgemeine Verwaltungskosten: Indirekte Kosten, die für die Unternehmensführung anfallen (z. B. Buchhaltung, Personalwesen).
- Aufwendungen für soziale Einrichtungen: Kosten für Sozialleistungen der Mitarbeiter, die mit der Produktion zusammenhängen.
- Fremdkapitalkosten: Zinsen auf Kredite, die für die Herstellung eines Produkts oder einer Immobilie aufgenommen wurden.
3. Nicht zu den Herstellungskosten gehörende Bestandteile
Nicht alle Kosten dürfen den Herstellungskosten zugerechnet werden. Dazu gehören unter anderem:
- Vertriebskosten (Marketing, Werbung)
- Forschung und Entwicklungskosten
- Verwaltungsaufwendungen, die nicht produktionsbezogen sind
Herstellungskosten berechnen: Formel und Beispiel
Die Berechnung der Herstellungskosten kann je nach Branche variieren. Eine allgemeine Formel lautet:
Herstellungskosten=Materialkosten+Fertigungskosten+Sondereinzelkosten+wahlweise aktivierbare Kosten\text{Herstellungskosten} = \text{Materialkosten} + \text{Fertigungskosten} + \text{Sondereinzelkosten} + \text{wahlweise aktivierbare Kosten}Herstellungskosten=Materialkosten+Fertigungskosten+Sondereinzelkosten+wahlweise aktivierbare Kosten

Beispiel: Herstellungskosten für ein Produktionsunternehmen
Ein Unternehmen stellt eine Maschine her. Die folgenden Kosten fallen an:
- Materialkosten: 50.000 €
- Fertigungslöhne: 30.000 €
- Sondereinzelkosten: 5.000 €
- Verwaltungskosten (wahlweise aktivierbar): 10.000 €
- Zinsen für einen Kredit (wahlweise aktivierbar): 3.000 €
Berechnung der Herstellungskosten:
50.000+30.000+5.000+10.000+3.000=98.000 €50.000 + 30.000 + 5.000 + 10.000 + 3.000 = 98.000 \text{ €}50.000+30.000+5.000+10.000+3.000=98.000 €
Die Herstellungskosten für diese Maschine betragen also 98.000 €.
Herstellungskosten im Steuerrecht
Neben den handelsrechtlichen Vorschriften spielen Herstellungskosten auch eine zentrale Rolle im Steuerrecht. Hier sind vor allem zwei Aspekte relevant:
1. Steuerliche Aktivierungspflicht
Unternehmen müssen die Herstellungskosten in der Steuerbilanz aktivieren. Das bedeutet, dass sie als Wert eines Vermögensgegenstands erfasst werden und über die Nutzungsdauer abgeschrieben werden.
2. Auswirkungen auf die Abschreibung
Je höher die Herstellungskosten, desto höher ist der abschreibungsfähige Betrag. Unternehmen profitieren langfristig von höheren Abschreibungen, da diese die Steuerlast reduzieren.
Herstellungskosten vs. Anschaffungskosten: Was ist der Unterschied?
Die Begriffe Herstellungskosten und Anschaffungskosten werden häufig verwechselt. Hier die wichtigsten Unterschiede:
Kriterium | Herstellungskosten | Anschaffungskosten |
Definition | Kosten für die eigene Herstellung eines Vermögensgegenstands | Kosten für den Erwerb eines bereits bestehenden Vermögensgegenstands |
Beispiele | Bau eines eigenen Gebäudes, Produktion einer Maschine | Kauf eines Gebäudes oder einer Maschine von einem anderen Unternehmen |
Steuerliche Behandlung | Aktivierungspflicht und Abschreibungspflicht | Aktivierungspflicht und Abschreibungspflicht |
Herstellungskosten in der Immobilienbranche
In der Immobilienwirtschaft spielen Herstellungskosten eine wichtige Rolle, insbesondere bei Neubauten und Renovierungen.
1. Herstellungskosten bei Neubauten
Beim Bau eines Gebäudes setzen sich die Herstellungskosten aus folgenden Positionen zusammen:
- Baukosten für Materialien und Arbeitskräfte
- Honorare für Architekten und Ingenieure
- Gebühren für Baugenehmigungen
- Erschließungskosten für Straßen und Versorgungsanschlüsse
2. Herstellungskosten bei Modernisierung und Sanierung
Bei Immobilien stellt sich oft die Frage, ob Modernisierungsmaßnahmen als Herstellungskosten oder als Erhaltungsaufwand gelten.
- Herstellungskosten: Wenn durch die Maßnahme das Gebäude in einem wesentlichen Punkt verbessert oder erweitert wird (z. B. Ausbau des Dachgeschosses, neue Heizanlage).
- Erhaltungsaufwand: Wenn lediglich der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt wird (z. B. Austausch von Fenstern oder Reparaturen).
Bedeutung der Herstellungskosten für Unternehmen
Für Unternehmen sind die Herstellungskosten nicht nur eine Buchhaltungsgröße, sondern ein entscheidender Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg.
1. Preisgestaltung und Wettbewerbsfähigkeit
Unternehmen müssen ihre Herstellungskosten genau kalkulieren, um wettbewerbsfähige Preise festzulegen und dennoch profitabel zu arbeiten.
2. Steuerliche Optimierung
Durch geschickte Bilanzierung können Unternehmen ihre Steuerlast optimieren, indem sie Abschreibungsmöglichkeiten nutzen.
3. Investitionsentscheidungen
Unternehmen, die neue Maschinen oder Anlagen selbst herstellen, müssen die Herstellungskosten genau ermitteln, um fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen.
Fazit
Die Herstellungskosten sind eine zentrale Kennzahl in der Betriebswirtschaft und Steuerlehre. Sie beeinflussen die Bilanzierung, die Preisgestaltung, die Steuerlast und Investitionsentscheidungen von Unternehmen. Eine genaue Berechnung und strategische Planung der Herstellungskosten kann erhebliche finanzielle Vorteile mit sich bringen.
Ob in der Industrie, im Bauwesen oder im Handel – die Herstellungskosten sind ein unverzichtbares Instrument für Unternehmen, um ihre Rentabilität zu sichern und langfristig erfolgreich zu wirtschaften.